Ergänzungen
Maximilian und die Kunst
Die Jahrzehnte um 1500 sind gekennzeichnet vom Übergang von der
Gotik zur Renaissance. Man spricht gerne vom maximilianischen
Übergangsstil. Eine neue Form des Realismus beginnt sich durchzusetzen,
das Individuum rückt in den Mittelpunkt. Das Mittelalter geht zu Ende,
die Neuzeit beginnt.
“Wer ime in seinem Leben kein Gedechtnus macht, der hat nach
seinem Tod kein Gedechtnus und desselben Menschen wird mit dem
Glockenton vergessen.” (Maximilian, Weißkunig)
Für Kaiser Maximilian I. war die Kunst in bisher nie dagewesener Weise
Instrument zur Selbstdarstellung. Sein Denken war stark darauf
konzentriert, nach seinem Tod nicht in Vergessenheit zu geraten. Dazu
dienten ihm Druckgraphik, Bücher, Tafelbilder, Fresken, Bauten, Plastik,
Wappen etc.
Mit der Erfindung des Buchdrucks öffnete sich eine neue Welt.
Schriftliche Werke konnten viel schneller und billiger hergestellt und
vervielfältigt werden.
Der Triumphzug, ein umfangreiches Holzschnittprojekt mit 75 m Länge,
führt in das Leben der höfischen Welt ein. Die Taten und Tugenden des
Kaisers werden in verschlüsselter Symbolik in der Ehrenpforte
(Holzschnitt, ca. 3,5 x 3 m) aufgezeigt. Das Rittertum mit seinen
Heldentaten und Sagen findet seinen Niederschlag im Ambraser
Heldenbuch und den Wandmalereien auf Schloss Runkelstein.
Herausragende Zeugnisse des Lebens
Maximilians und seiner Heldentaten
sind in den Büchern Theuerdank,
Weißkunig und Freydal nachzulesen.
Gerade für Tirol sind die Zeugbücher
mit zahlreichen bildlichen
Darstellungen von Waffen sowie die
Fischerei- und Jagdbücher mit
Abbildungen verschiedener Tiroler
Landschaften und Jagdszenen von großer Bedeutung. Auf Illustrationen
etwa des Achensees und des Plansees als Jagd- und Fischereizentren lässt
sich der Kaiser inmitten einer vielköpfigen Jäger- und Fischerschar bei
seinen Hobbys darstellen.
Maximilian ließ die größten deutschen Künstler der damaligen Zeit für
sich arbeiten: Albrecht
Dürer, Albrecht Altdorfer
und Hans Burgkmair, aber
auch Lucas Cranach, Hans
Baldung Grien und Jörg
Breu. Der Kaiser gab den
Künstlern genaue
Anweisungen, begleitete
die Entstehung von
Kunstwerken und brachte
dadurch seine Ideen und
Gedanken ein.
An wohl erster Stelle stand für Maximilian das Porträt. Dabei geht es um
eine möglichst realistische Darstellung der porträtierten Person, aber
auch um Repräsentation und Public Relations. Dem Porträt kommt eine
neue politische Rolle zu. Es wird zum Symbol kaiserlicher Macht. Er ließ
von verschiedensten Künstlern Porträts anfertigen. Zu den bekanntesten
zählen jene von Albrecht Dürer, Bernhard
Strigel und Ambrogio de’ Predis. Auch die
Reliefs am Goldenen Dachl, die zweimal
der Kaiser zeigen, sind hier zu nennen.
Nicht zu vergessen sind die Bauwerke, die
Maximilian hinterließ. An erster Stelle ist
wohl das Goldene Dachl zu erwähnen. Auf
den Kaiser gehen der Umbau zahlreicher
Altstadthäuser und der Weiterbau der
Hofburg, die sein Vorgänger Erzherzog
Sigmund der Münzreiche zu bauen
begonnen hatte, zurück. Weiters zu nennen
sind das Zeughaus an der Sill und der nicht
mehr vorhandene Wappenturm am
Ausgang von der Altstadt zu Hofkirche. In
diesem Zusammenhang sind vor allem der
Hofkünstler Jörg Kölderer und die Baumeisterfamilie Türing mit Niklas
Türing dem Älteren, Gregor Türing und Niklas Türing dem Jüngeren
bedeutend. Die Hofkirche geht nicht auf Maximilian zurück. Maximilian
starb 1519 und sein Enkel Kaiser Ferdinand I. ließ die Kirche 1553-1563
errichten. In ihr befindet sich das größte deutsche Kaisergrabmal, wobei
das Grab selbst leer ist und als Kenotaph (leeres Grabmal) bezeichnet
wird.