Ergänzungen
Vorderösterreich -
Vorlande
Unter Vorderösterreich bzw. Vorlande versteht man die Besitzungen der
Habsburger im Westen des Reiches: in der Schweiz, in Schwaben und im
Elsass (Sundgau). 1368 unterstellte sich Freiburg im Breisgau den
Habsburgern.
Im südlichen Elsass und in der
nördlichen Schweiz liegt die Urheimat
der Habsburger, bezeichnet als die
Stammlande (im Westen). Zentrum war
die Habsburg bzw. Habichtsburg. Dort
wurde vermutlich der erste bedeutende
Habsburger geboren: Graf Rudolf IV. -
als deutscher König Rudolf I. (regiert
1273-1291).
Dieser König
Rudolf I. erhielt nach dem Aussterben der
Babenberger deren Gebiete (Niederösterreich,
Oberösterreich, Steiermark). Außerdem erlangte
der Kärnten, Krain und die Windische Mark. Alle
diese Gebiete werden als die Erblande (im Osten)
bezeichnet.
Stammlande der Habsburger um 1300: Gebiete
im Elsass, in der Schweiz bis zum St. Gotthard, in
Schwaben bis nahe Augsburg und Gebiete am
oberen Neckar und an der oberen Donau.
Allerdings bestand lange keine Landverbindung zwischen diesen
Stammlanden im Westen und den neuen Erblanden im Osten. Erst
Herzog Rudolf IV. der Stifter konnte 1363 durch den Erwerb Tirols eine
Brücke zwischen beiden Länderkomplexen schaffen.
Im 14. Jh. gingen die eigentlichen Stammlande in den verlorenen
Schlachten von Morgarten 1315 und Sempach 1386 an die Eidgenossen
über. Wichtige Zentren blieben der Sundgau und der Breisgau. Sitz der
Regierung war Ensisheim bei Mühlhausen, geistiges und kulturelles
Zentrum Freiburg im Breisgau. Lose verbunden damit waren die
Streubesitzungen in Oberschwaben, die größte davon die Markgrafschaft
Burgau.
Ab 1415 gehörten die Vorlande zur Tiroler Linie der Habsburger, wenn
eine solche bestand, und wurden von Innsbruck aus regiert und
verwaltet. Man sprach von “Tirol und den Vorlanden”.
Erzherzog Sigmund der Münzreiche begann in den Jahren vor 1490 mit
der Verpfändung bzw. dem Verkauf dieser Vorlande an die bayerischen
Herzöge, da er in Geldnöten steckte. Kaiser Friedrich III. bzw. Kaiser
Maximilian I. machten den Verkauf rückgängig.
Im 16. Jh. konnten die Habsburger die Vorlande als katholische Gebiete
erhalten, sie wurden nicht protestantisch.
Immer wieder zogen Mitglieder der Habsburger in die Vorlande.
Markgraf Karl von Burgau, nicht erbberechtigter Sohn von Erzherzog
Ferdinand II. und der Philippine Welser, übernahm Burgau, Nellenberg
und die Herrschaft Hohenberg. Sein Bruder, Kardinal Andreas von
Österreich, ebenfalls nicht erbberechtigt, war Bischof von Konstanz und
Brixen.
Im Dreißigjährigen Krieg standen die Vorlande praktisch schutzlos da, nur
Breisach war stark befestigt. Im Westfälischen Frieden von 1648 fiel das
gesamte habsburgische Elsass einschließlich Breisach an Frankreich.
Vorderösterreich verlor seinen Mittelpunkt in Ensisheim, Freiburg wurde
für einige Jahre Sitz der Regierung.
Nach dem Aussterben der zweiten Tiroler Linie der Habsburger im Jahre
1665 fielen die Vorlande endgültig an die Hauptlinie in Wien zurück.
Immer wieder wurden die
Gebiete in kriegerische
Auseinandersetzungen
hineingezogen: Pfälzischer
Erbfolgekrieg, Spanischer
Erbfolgekrieg. Die Bevölkerung
verarmte stark, die Wirtschaft
lag darnieder, große
Anbauflächen wurden
verwüstet. Zahlreiche Bewohner
konnten dazu bewogen werden,
nach den Türkenkriegen in die Südostgebiete der Habsburger
umzusiedeln. Ihre Nachfahren werden als Donauschwaben bezeichnet.
Unter Maria Theresia erfolgte eine Aufwertung der Vorlande. Sie wurden
1751 von Tirol völlig getrennt und Wien unterstellt. Vorarlberg hingegen
wurde von Tirol aus verwaltet.
Kaiser Joseph II. zeigte wenig Interesse an den Vorlanden. Nur Konstanz
und Bregenz hielt er für erhaltenswert.
Der Frieden von Pressburg 1805 (endgültig 1815) brachte das Ende
Vorderösterreichs - Österreich musste seine gesamten
südwestdeutschen Gebiete an Bayern, Baden und Württemberg
abtreten.