Grabmal als Gesamtes
Gusshütten der Figuren
Innsbruck besaß ab dem 15. Jh. eine bedeutende Tradition des
Geschützgusses, doch auf dem Gebiet des Kunst- bzw. Bildgusses betrat
man absolutes Neuland. Damit verbunden traten große Probleme beim
Guss der Figuren für das Grabmals Maximilians auf.
Erste Figur durch Peter Löffler (1508) - Johann von Portugal
Die erste Figur wurde 1508 vom
Innsbrucker Geschütz- und
Glockengießer Peter Löffler in seiner
Gießerei am Gänsbühel bei
Büchsenhausen im Stadtteil St. Nikolaus
gegossen.
Der Guss erfolgte in mehreren Teilen.
Dieses Verfahren wurde von Gilg
Sesselschreiber übernommen und
verbessert. Löffler arbeitete nach diesem
ersten Guss wegen der
gesundheitsschädigenden Auswirkungen
nicht mehr weiter. Sesselschreiber verlor
damit einen ausgezeichneten Gießer und
musste sich selbst um den Guss kümmern, was ihm große Probleme
bereitete. Der Gießer nahm eine entscheidende Rolle ein.
Die Gusshütte Gilg Sesselschreibers in Mühlau
Gilg Sesselschreiber war Maler und bot sich
dem Kaiser auch als Modelleur und Gießer an.
Maximilian hätte eigentlich die gesamte
Ausführung des Grabmals dem Augsburger
Gelehrten Konrad Peutinger übergeben wollen,
doch Sesselschreiber verweigerte erfolgreich
die Herausgabe der von ihm hergestellten
Unterlagen an Peutinger. Vermutlich waren
sich Sesselschreiber und Maximilian nicht klar,
was der Guss der geplanten großen Figuren
eigentlich bedeutete. Sesselschreiber trat für
den Guss in Innsbruck ein, was Maximilian
wiederum gut gefiel.
Der Kaiser übertrug Sesselschreiber die alte
landesfürstliche Gusshüte in Mühlau
(Ferdinand-Weyrer-Straße 3), ursprünglich eine
Schmelzhütte.
Von 10 von Sesselschreiber im Laufe von 10
Jahren gegossenen Figuren musste 3 wieder
eingeschmolzen werden. Das waren Herzog
Theobert von Burgund, Kaiserin Eleonore von
Portugal und König Ladislaus Postumus.
Grundsätzlich hat Sesselschreiber Großartiges
geleistet, betrat er doch absolutes Neuland.
Die Gusshüte Peter Vischers in Nürnberg
Da Sesselschreiber sich mit den Gießen der Figuren
viel Zeit ließ, vergab Maximilian 1513 zwei
Aufträge an Peter Vischer in Nürnberg: König
Artus von England und Ostgotenkönig Theoderich.
Vermutlich gehen die Entwurfszeichnungen auf
Albrecht Dürer zurück.
Gegenüber den Sesselschreiber-Figuren ist hier ein
deutlicher Fortschritt erkennbar. Vorbilder für die
beiden Figuren gibt es nicht.
Die Gusshütte Stefan Godls in Mühlau
Schon 1508 holte der Kaiser
Stefan Godl aus Nürnberg.
Die Probleme mit
Sesselschreiber waren schon bekannt. Godl konnte
dem Kaiser bewegen, ein Probestück gießen zu
dürfen: Graf Albrecht von Habsburg. Da der Kaiser
sehr zufrieden waren, übertrug er ihm die
Gusshütte in Mühlau.
Godl arbeitete rascher, wirtschaftlicher, genauer
und verlässlicher als Sesselschreiber.
Zweitwichtigster Mann in
der Werkstatt neben dem
Gießer Godl war der
Bildschnitzer Leonhard Magt, der die Funktion
des Bossierers (Modellierer, der die Rohform einer
Skulptur aus Gips oder Wachs schafft) übernahm.
Die von Magt modellierten Figuren zeigen klar die
Renaissance. Seine Stärke sind die Darstellung der
Köpfe und die Porträtgenauigkeit, wo es möglich
war.
Mit dem Tod Magts 1532 und Godls 1534 brach
der weitere Guss der Figuren zunächst ab.
Siebzehn Figuren gingen aus seiner Werkstatt
hervor.
Letzte Figur durch Gregor Löffler (1550) - König Chlodwig
Durch die politischen Wirren - Kriege und
Religionsstreitigkeiten - blieb es beim Stillstand.
Erst ab 1547 entstand ein Plan für den Guss der
noch ausständigen Figuren: Julius Cäsar, Karl der
Große, Haug von Habsburg, Radpot von Habsburg,
Hugo von Habsburg, Theobert von Habsburg,
Ottobert von der Provence, Ottokar von der
Steiermark, Stefan von Ungarn, Gisela von Ungarn,
Viridis Visconti von Mailand, Ladislaus Postumus.
Mit diesen Figuren wäre man auf die ursprünglich
geplante Zahl von 40 gekommen. Bei den
Heiligenstatuetten fehlten noch 77. Nur die Büsten
der antiken Kaiser waren komplett.
Allerdings wurde nur mehr eine Figur gegossen.
Gregor Löffler arbeitete am Gänsbühel bei Büchsenhausen und galt als
ausgezeichneter Gießer. Gregors Sohn Christoph lehnte das Gießen
weiterer Figuren wegen der gesundheitsschädigenden Arbeitsweise ab.
Damit ist König Chlodwig die letzte für das Grabmal gegossene Figur.
Sesselschreiber-Figuren (7)
•
Philipp der Schöne
•
Ernst der Eiserne
•
Zimburgis von Masowien
•
König Rudolf I. Habsburg
•
Elisabeth von Görz-Tirol
•
Maria von Burgund
•
Kunigunde
Seine Figuren stehen zwischen
Gotik und Renaissance und
machen einen schweren,
wuchtigen, erdverbundenen
Eindruck. In ihrer Ausführung
entsprachen sie der Vorstellung
Maximilians.
Vischer-Figuren (2)
•
König Artus (Arthur)
•
Ostgotenkönig Theoderich
Beide Figuren zeigen deutlich die
Renaissance: Stand- und
Spielbein, Eleganz, Leichtigkeit,
Schlankheit, Beschäftigung der
Hände mit Schwert bzw.
Hellebarde und Schild.
Godl-Figuren (17)
•
Philipp der Gute
•
Karl der Kühne
•
Ferdinand von Aragon
•
Johanna die Wahnsinnige
•
Elisabeth von Ungarn
•
Gottfried von Bouillon
•
Albrecht I. (König)
•
Friedrich IV. (Herzog)
•
Leopold III. (Herzog)
•
Albrecht IV. (Graf)
•
Leopold III. der Heilige
•
Friedrich III. (Kaiser)
•
Albrecht II. (König)
•
Albrecht II. (Herzog)
•
Sigmund d. M. (Erzherzog)
•
Bianca Maria Sforza
•
Margarethe
Godl benötigte weniger Erz, die
Kosten konnten somit gesenkt
werden. Er verwendete echte
Bronze in ähnlicher
Zusammensetzung wie beim
Glockenguss (10-20 Prozent Zinn,
80-90 Prozent Kupfer. Die von
Magt modellierten Figuren
zeigen klar die Renaissance.
Seine Stärke sind die Darstellung
der Köpfe und die Porträt-
genauigkeit, wo es möglich war.
Peter Löffler (1) - 1508
•
Johann von Portugal
Gregor Löffler (1) - 1550
•
Chlodwig
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Sesselschreiber macht Probleme
Sesselschreiber war sehr säumig. Ständig verzögerte sich der Guss der
vertraglich festgelegten Figuren. Die ausgemachte Zahl pro Jahr wurde nicht
eingehalten. Das Sesselschreiber nach Gewicht bezahlt wurde - die Rede war
von rund 1600 kg pro Figur, bemühte er sich um die Herstellung schwerer
Figuren. Maximilian plante, den Guss in andere Werkstätten zu verlegen. So
ergingen 1513/14 Aufträge nach Nürnberg. Bei mehreren Überprüfungen
war Sesselschreiber in Innsbruck nicht anzutreffen. Maximilian ließ ihn
suchen, fand ihn in Augsburg und ließ ihn dort verhaften. Auf Befehl der
Regierung wurde er in Natters bei Innsbruck interniert, musste aber
angeblich vor seinen Gläubigern fliehen. 1518 erfolgte die Auflösung seiner
Werkstatt.
Guss nach der verlorenen Form - Stefan Godl
Die ganze Figur wurde in einem Stück aus Lehm modelliert. Darüber kam
eine an der Oberfläche fein bearbeitete Wachsschicht. Über diese legte der
Gießer einen Lehmmantel und schmolz das Wachs heraus, wobei der Lehm
hart wurde. Dann erfolgte der Guss, bei dem zwischen dem inneren
Lehmkern und der äußeren Lehmschale anstelle des Wachses das flüssige Erz
eingegossen wurde.
Diese Art des Gusses war äußerst kompliziert, da Godl bei einem Fehlguss
ganz von vorne beginnen hätte müssen. Sesselschreiber hat zumindest das
Holzmodell noch gehabt. Im Unterschied zu Sesselschreiber sind von Godl
keine Fehlgüsse bekannt.
Die Entwürfe der meisten Figuren gehen auf Jörg Kölderer zurück, der heute
nicht mehr vorhandene Entwürfe von Sesselschreiber verwendete und
großteils umarbeitete. Unter anderen ist von ihm eine Pergamentrolle in
Schloss Ambras mit in Aquarell gemalten Grabmalfiguren erhalten.
Guss in mehreren Teilen (Gilg Sesselschreiber)
Aufgrund der gemalten Vorlagen (Visiere) Sesselschreibers wurde ein Holzmodell in
Originalgröße geschnitzt, darauf eine Wachsschicht in der Dicke der Bronze
aufgetragen und an der Oberfläche grob modelliert. Die in der Luft getrocknete
Wachsschicht wurde in Stücken (Arme, Beine, Kopf, Rumpf) abgenommen, mit
einem Lehmkern ausgefüllt und getrocknet. Die Oberfläche der Wachsschicht erfuhr
nun eine sehr detaillierte Behandlung, denn so sollte später die Oberfläche der
Bronzefigur aussehen. Der Gießer umgab diese äußere Wachsschicht mit einer
Lehmschale, befestigte sie mit Eisenbändern, schmolz das Wachs heraus und
trocknete den inneren Lehmkern und die äußere Lehmschale.
Diese Form wurde in den Boden eingegraben und durch Gusskanäle gelangte das
flüssige Metall in die vorher vom Wachs eingenommene Schicht. Als nächstes
erfolgte die Abkühlung und danach das Ausgraben der Form. Nach dem Abschlagen
der äußeren Tonschale und dem Entfernen des inneren Tonkerns war der Guss fertig.
Allerdings erfolgte eine mühsame Nachbearbeitung mit Feilen und anderen
Werkzeugen zum Entfernen der Unebenheiten durch den Guss. Zur Vollendung der
Figur wurden die einzeln gegossenen Teile (Arme, Beine, Kopf, Rumpf) mit einem
inneren Gerüst aus Eisenstangen zusammengesetzt und vergossen.
Der Vorteil dieser Methode bestand darin, dass das Holzmodell bei einem
misslungenen Guss noch zur Verfügung stand. Allerdings war die fertige Figur um die
Wachs- bzw. Bronzeschicht dicker als das Holzmodell. Deshalb wirken die Figuren
Sesselschreibers gedrungen und untersetzt. Seine Figuren bestehen aus Messing
und manchmal fast reinem Kupfer, wobei für das Messing Kupfer vom Bergwerk im
Tauferer Tal bei Bruneck und Zink Verwendung fanden.