Leben - Politik
Der Osten - ungarische
Doppelhochzeit
Nach seinen Misserfolgen in Italien verlegte Maximilian nun seine ganze
Energie in die Politik im Osten des Reiches, auf die Erfüllung des
Pressburger Vertrags und des Heiratsvertrags von 1506/07.
König Wladislaw von Böhmen und Ungarn sowie der polnische König
Sigismund waren an einem Bündnis mit Habsburg höchst interessiert.
Der Kaiser und die jagiellonischen Könige trafen 1515 in Wien zusammen.
1515 wurde im Dom zu St. Stephan in Wien die Doppelhochzeit Ludwigs
von Ungarn (9 Jahre alt) mit Maria von Habsburg (9 Jahre alt) und Annas
von Ungarn (12 Jahre alt) mit einem noch zu bestimmenden
Habsburgerprinzen gefeiert. Da noch nicht klar war, welcher der beiden
Enkel Maximilians, Karl oder Ferdinand, Anna heiraten sollte, sprang
Maximilian als Bräutigam stellvertretend ein. Die eigentliche
Vermählung Annas mit Ferdinand fand erst 1521 in Linz statt.
Die prächtigen Festlichkeiten dauerten 12 Tage, verschlangen Unsummen
und wurden durch die Fugger finanziert. Besonders zu erwähnen sind die
Hofkapelle und das Orgelspiel Paul Hofhaimers, der von König Wladislaw
dafür zum Ritter geschlagen wurde.
Maximilian setzte einerseits auf hemmungslose Macht- und Kriegspolitik,
andererseits auf eine weit in die Zukunft gerichtete Heiratspolitik:
Belant gerant alii, tu, felix Austria, nube!
(Kriege mögen andere führen, du, glückliches Österreich, heirate!)
Das Bild Familie des Kaisers Maximilian I. von Bernhard Strigel entstand
zur Erinnerung an die Wiener
Doppelhochzeit 1515 und hängt im
Kunsthistorischen Museum in Wien.
Es zeigt folgende Personen:
Kaiser Maximilian I. (links), seine
erste Gattin Maria von Burgund
(rechts, war zur Entstehungszeit des
Bildes schon mehr als 30 Jahre
verstorben), zwischen ihnen ihr 1506
verstorbener Sohn Philipp der
Schöne, vorne die beiden Enkel
Maximilians, die späteren Kaiser Karl
V. (Mitte) und Ferdinand I. (links)
sowie König Ludwig II. (rechts), Erbe
der Königreiche Ungarn und Böhmen.
Ludwig war mit der Habsburgerin
Maria verheiratet. Er starb 1526 in
der Schlacht von Mohacs, wodurch
Böhmen und Ungarn an die
Habsburger fielen und dort bis 1919
blieben.
Bedeutung der Doppelhochzeit
Maximilian wusste damals noch
nicht, dass mit der Doppelhochzeit
von 1515 die Geburtsstunde der
Donaumonarchie eingeleitet
wurde. Schon 1526 trat völlig
unerwartet der ungarisch-
böhmische Erbfall ein: König
Ludwig II. starb in der Schlacht von
Mohacs ohne Erben. Der Vertrag
von Ödenburg-Wiener Neustadt
(1463), den Kaiser Friedrich III. mit
dem Ziel der habsburgischen
Anwartscharft auf Ungarn
abgeschlossen hatte, wurde von
Maximilian konsequent fortgesetzt
und 1515 mit der dynastischen
Verbindung seines Hauses mit den
Jagiellonen abgesichert.