Die Hofkirche in Innsbruck - Kaiser Maximilian I. (Expertentext)
Gleich außerhalb der Innsbrucker Altstadt steht die Hofkirche. In ihr
befinden sich das leere Grabmal Kaiser Maximilians I., die 28
sogenannten Schwarzen Mander und das Grab des Tiroler
Freiheitshelden Andreas Hofer. Eine Stiege führt zur Silbernen Kapelle,
in der Erzherzog Ferdinand II. und seine Gattin Philippine Welser
bestattet sind.
Kaiser Maximilian I. stammte aus dem Hause Habsburg. Die Familie hat
ihren Namen von der Habichtsburg oder Habsburg in der Nordschweiz.
1273 wurde Graf Rudolf von Habsburg als König Rudolf I. zum
deutschen König gewählt. Er konnte die Gebiete der ausgestorbenen Babenberger erlangen und
somit seine Stammlande in der Schweiz um die Erblande im Osten (Österreich, zunächst mit
Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark) vergrößern. Die Habsburger wurden
mächtig und immer wieder zu deutschen Königen und Kaisern des Heiligen Römischen Reiches
gewählt. Sie herrschten in Österreich bis 1918. Die Familie besteht heute noch.
Kaiser Maximilian I. regierte in Österreich um 1500. Er wurde 1459 in
Wiener Neustadt als Sohn von Kaiser Friedrich III. und der Eleonore von
Portugal geboren und hatte eine Schwester, Kunigunde. Tirol übernahm
er 1490 von Erzherzog Sigmund dem Münzreichen. Der Kaiser hatte
keinen festen Regierungssitz und keine Hauptstadt. Besonders gerne
kam er in das Gebirgsland, da er hier gut klettern, jagen und fischen
konnte. Eines seiner beliebtesten Kletter- und Jagdgebiete war die
Martinswand bei Zirl im Westen von Innsbruck. Sehr fischreiche Seen
waren der Achensee nördlich von Jenbach und der Plansee bei Reutte
im Außerfern. Schloss Tratzberg nahe Schwaz diente ihm etwa als
Ausgangsort für Jagden.
Durch den Erwerb der drei Gerichtsbezirke Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg sowie des
Pustertals mit Lienz konnte Maximilian Tirol stark vergrößern. Von besonderer Bedeutung für
ihn war der Reichtum des Landes, vor allem durch den
Silber- und Kupferabbau in Schwaz. Maximilian hatte
ständig Geldprobleme und sah Tirol als eine wichtige
Geldquelle an. Auch Hall war mit der Salzverarbeitung, der
Innschifffahrt und der Münzprägung eine bedeutende Stadt.
In der Grenzstadt Kufstein ließ der Kaiser eine mächtige
Festung erbauen, nachdem er die alte Burg in Trümmer
geschossen hatte.
Der Kaiser war in erster Ehe mit Maria von Burgund verheiratet. Aus
der ursprünglich politischen Heirat wurde eine Liebesehe. Sie schenkte
ihm zwei Kinder: Philipp (der Schöne) und Margarethe. Philipp der
Schöne war mit Johanna der Wahnsinnigen
von Spanien verheiratet. Margarethe war
insgesamt dreimal verheiratet und musste
ihre erste Ehe schon mit drei Jahren
eingehen. Maria von Burgund starb nach
fünf Jahren Ehe bei einem Jagdunfall, was
Maximilian sehr erschütterte. Sie war nie in
Österreich, hat Tirol nie gesehen. Eine
zweite Ehe ging er mit Bianca Maria Sforza
aus Mailand ein, die er jedoch nicht liebte. Sie wohnte in der
Innsbrucker Hofburg und ist in Stift Stams im Oberinntal bestattet.
Das sie keine Kinder bekommen konnte, war sie sehr belastet.
Wichtig war für Maximilian der Gedanke, nach seinem
Tod nicht in Vergessenheit zu geraten. Deshalb ließ er
Bauwerke errichten, Porträts malen, Wappen anbringen
und dachte auch an ein großes Grabmal. Doch sagte er
nie, wie dieses aussehen und wo es stehen sollte. Der
deutsche Künstler Albrecht Dürer malte mehrere Porträts
des Kaisers. Bevor der Kaiser 1519 schon sehr krank in
Wels in Oberösterreich starb, bestimmte er in seinem
letzten Testament als seine Begräbnisstätte die
Burgkapelle von Wiener Neustadt südlich von Wien.
Maximilian gab den Auftrag zum Guss überlebensgroßer
Bronzefiguren. Geplant waren 40 Figuren, ausgeführt
wurden allerdings nur 28. Als er starb, wurden die damals
11 fertigen Figuren in Innsbruck gelagert. Sein Enkel Kaiser
Ferdinand I. bestimmte Jahrzehnte nach dem Tod
Maximilians den Bau einer Grabeskirche in Innsbruck. So
entstand um 1560 die Hofkirche. Die Schwarzen Mander,
es sind allerdings auch Frauen darunter, umstehen das
leere Grabmal. Dabei sind Maximilians wohl bedeutendster
Urahne König Rudolf I. von Habsburg, seine zwei Frauen
Maria von Burgund und Bianca Maria Sforza, seine Kinder
Philipp der Schöne und Margarethe, sein Vater Kaiser
Friedrich III., seine Vorgänger in Tirol Herzog Friedrich IV. mit der leeren Tasche und Erzherzog
Sigmund der Münzreiche u. a. Viele von ihnen sind Habsburger. König Ferdinand von Aragon
(Spanien) sowie seine Tochter Johanna die Wahnsinnige, die Gattin Philipps des Schönen, bilden
die beiden spanischen Figuren, Vater und Großvater der Maria von Burgund mit ihr die
Burgunder-Gruppe.
Auf dem Kenotaph (Bezeichnung für ein leeres Grabmal)
kniet der betende Kaiser. Das Grabmal ist von 24
Marmorreliefs, von denen die meisten von Alexander
Colin stammen, umgeben. Sie zeigen wichtige Ereignisse
aus dem Leben des Kaisers, etwa die Hochzeit mit Maria
von Burgund und die Eroberung von Kufstein.
Speziellen Bezug hatte der Fürst zu Innsbruck. Die Stadt
war ein Zentrum des Nord-Süd-Verkehrs (von
Deutschland über den Brennerpass nach Italien) und des
West-Ost-Verkehrs (von Wien über den Arlberg nach
Vorarlberg und Südwestdeutschland und die Schweiz).
Hier richtete Maximilian den Mittelpunkt seiner Behörden und der Verwaltung ein. War
Maximilian in der Stadt, ging es mit Tanzfesten, Maskenfesten, Musikveranstaltungen und
Turnieren hoch her. Abbildungen solcher Veranstaltungen finden sich am Katzunghaus
gegenüber dem Stadtturm.
In Innsbruck ließ Maximilian das berühmte
Goldene Dachl mit seinen 2657
vergoldeten Kupferschindeln sowie den
Wappenturm am Ausgang der Altstadt zur
heutigen Hofkirche errichten und
zahlreiche Altstadthäuser umbauen. Im
Zeughaus an der Sill legte er ein großes
Waffenlager an. In der Umgebung der Stadt
gab es mehrere Gusshütten zur Herstellung
von Geschützen und der Schwarzen
Mander.
Als Herrscher am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit wird Maximilian gerne als „der letzte
Ritter und der erste Kanonier“ bezeichnet.
Der Hauptzweig der Habsburger residierte in Wien, doch gab es Nebenlinien in
Innsbruck und in Graz. Zur Tiroler Linie gehörten Herzog Friedrich IV. mit der
leeren Tasche und Erzherzog Sigmund der Münzreiche.
Herzog Friedrich IV. mit der leeren Tasche unterstützte zu Regierungsbeginn
die Bauern und zog sich dadurch den Unmut des Adels zu. Die folgenden
Adelsaufstände schlug er blutig nieder. Als drei Männer den Anspruch auf die
Papstkrone erhoben, fand in Konstanz am Bodensee ein Konzil statt. Herzog
Friedrich IV. unterstützte einen dieser drei Männer, doch leider den falschen.
Deshalb verlor er seine Länder und erhielt den Beinamen „mit der leeren
Tasche“. Letztendlich erhielt er seine Länder und seine
Funktionen zurück. 1420 verlegte er den Regierungssitz
von Meran nach Innsbruck. Nachfolger wurde sein Sohn
Erzherzog Sigmund der Münzreiche. Beide sind in der
Gruft von Stift Stams bestattet.
Erzherzog Sigmund der Münzreiche übernahm Tirol von seinem Vater
Herzog Friedrich IV. mit der leeren Tasche. Ab Sigmund trugen die
Mitglieder des Hauses Habsburg den Titel Erzherzog. Sigmund wohnte
zunächst im Neuhof (Goldenes-Dachl-Gebäude), begann dann aber mit dem
Bau der Hofburg. Die reichen Silber- und Kupfervorkommen in Schwaz
waren ein Grund, warum er die Münzprägestätte von Meran nach Hall
verlegen ließ. Erzherzog Sigmund war zweimal verheiratet, hatte jedoch
keine erbberechtigten Kinder. Allerdings war er der Vater von über 40
unehelichen Kindern. Der Landesfürst lebte sehr verschwenderisch, gab den
Auftrag zum Bau mehrerer Burgen und liebte rauschende Feste. Als seine Schulden zu hoch
wurden und das Land bedrohten, konnten die Tiroler Landstände (eine Art Parlament aus
Vertretern von Adel, Geistlichkeit, Bürgern und Bauern) ihn zum Abdanken bewegen.
Tirol war bis 1918 Grafschaft und wurde lange Zeit von der Tiroler
Linie der Habsburger direkt von Innsbruck aus regiert. Einer dieser
Grafen von Tirol war Erzherzog Ferdinand II., wobei sich der Titel
Erzherzog auf Österreich bezieht. Ferdinand heiratete in erster Ehe
die Augsburger Bürgerstochter Philippine Welser. Da die Ehe nicht
standesgemäß war, durfte sie nicht in der Hofburg wohnen und ihre
beiden Söhne waren nicht erbberechtigt. Die Ehe blieb 19 Jahre vor
der Öffentlichkeit geheim. Kennengelernt hatte er Philippine auf dem
böhmischen Schloss ihrer Tante Katharina von Loxan. Diese Tante
liegt in der Hofkirche unter der Stiege zur Silbernen Kapelle bestattet. Für seine Gattin, die er
sehr liebte, ließ Erzherzog Ferdinand II. Schloss Ambras als prächtige Renaissanceanlage mit
einem weiten Park erbauen. Der Fürst liebte Feste und war ein leidenschaftlicher Sammler. Die
Reste seiner großen Sammlungen (Rüstungen, Porträts, Waffen, Kurioses, Ungewöhnliches etc.)
sind in Schloss Ambras zu bewundern. Für sich
und Philippine Welser ließ er die Silberne Kapelle
als Begräbnisstätte errichten. Philippine Welser
fand ihre letzte Ruhestätte vor dem Gitter, der
Erzherzog liegt hinter dem Gitter bestattet. Die
Bezeichnung Silberne Kapelle stammt von den
Silberreliefs am Hochaltar. Ferdinand war sehr
katholisch und sorgte mit Nachdruck, dass die
Bevölkerung Tirols ebenfalls katholisch blieb.
Andersgläubige mussten auswandern. Er gab auch
die erste Tiroler Schulordnung heraus.